Samstag, 7. April 2007

Gehen, bleiben, warten


Ich bin in der Zeit dazwischen, noch nicht wirklich hinaus aus der Tür, doch der bequeme Sessel hat seinen Reiz verloren. Die warme Höhle, die Schutz und Heimat gewesen ist für eine Zeit, sie ist dahin. Und damit auch ein Stück Sinn, ein Stück Freude, ein Schleier zerrissen.

Meine Tage in Bern gehen zu Ende. Sie gehen...

Vor Monaten meinte ich, Glück liegt im weiterlaufen, fortlaufen, im alten zurücklassen, im neuen finden in der Hoffnung, das das nicht das alte sei. Und so hab ich das alte, den Job, die Konflikte, die enttäuschten Hoffnungen wieder einmal hinter mir gelassen. Oder so träumte ich.

Neu ist nun die Stadt, Zürich, Hochglanzprospekt einer Stadt. Die Stadt, die alles richtig, alles besser macht. Doch ich bin noch nicht da, bin noch nicht angekommen. Meine Fühler habe ich bereits ausgestreckt, jeden Arbeitsmorgen, wenn der Zug um 7 von Bern Richtung Zürich rollt, wenn der Bahnhof Zürich mich empfängt als Wimmler und hunderten anderer, die da durcheinander, umeinander, alle ganz nah aber nie berührend, eilig ihrem Ziele zustrebend, alle ihr eigenes Ziel. Gruppen fallen auf, sie sind zu gross, zu unbeweglich, um wimmeln zu können.

Wird das mein Zürich sein? Ein Aquarium mit einzelnen Kaulquappen, wo zusammenhalten bedeutet, das Mensch nicht mehr hinein gehört?

Aber noch bin ich in Bern. Um mich herum füllen sich die Kisten, Die Bücher verschwinden aus den Regalen, Schränke leeren sich und der Staub der Jahre sieht wieder das Licht.

Vielleicht habe ich mir zuviel Zeit genommen, 4 Tage über Ostern, um die Wohnung weitestgehend zu räumen, zuviel Zeit um zu fühlen, was denn passiert in mir. Keine Ablenkung durch andere, keine Zerstreuung durch Konsum und nachdem Fernseher und Musik verpackt sind bleibt immer mehr ich selbst zurück.

Und ich weiss nicht mehr mehr wohin ich gehe. Es gibt Orte, ja aber gibt es auch Ziele? Das Leben als Fluss, immer den Weg des geringsten Widerstands nehmen, um schlussendlich aufzugehen in der großen Beiläufigkeit des Ozeans. Aber noch gibt es Morgen wie diesen hier, wo sich ein Fluss zumindest fragen kann, was sich da auf der anderen Seite des Ufers befindet und was es denn braucht, um Bergan zu fliessen.

Und nun ist hier beim schreiben doch wieder etwas entstanden, etwas Neugier auf das Leben.

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