Mittwoch, 21. Juli 2010

Ich in der grossen Stadt

Nun bin ich also tatsächlich hier in New York angekommen, naja
physisch zumindest. Ich hab ja schon ein paar räumliche Veränderungen
in meinem Leben hinter mir aber der Wechsel von Zürich nach New York
ist dann doch ein anderes Kaliber. Irgendwie fühlt es sich auch völlig
anders an als vor einem Jahr, als das alles hier so wunderbar
unverbindlich war. Jetzt fühlt sich das mehr nach dem Sturz in den
Brunnen an. Ich falle schon und warte irgendwie auf den Aufschlag.
Wie erträgt sich so eine Monsterstadt? Ich mach das, in dem ich eine
Blase von Gewohnheiten um mich lege. Jeden Morgen zur gleichen Zeit
aufstehen, duschen, anziehen, Spiegel-Online lesen, Deutschland-Funk
Nachrichten hören und schliesslich in die U-Bahn. Die gleichen Wege,
die gleichen Schritte, die gleichen Sprüche mit der Bedienung, die mir
den Morgenkaffee und Müsli macht, die gleiche Runde zum Postfach und
dann die Serie von Telephonkonferenzen...
Ich merke, diese Routine schütz mich. Sie hilft mir diese ständige
Attacke von Eindrücken und potentiellen Bedrohungen zu ignorieren.
Mein privater Tunnelblick sozusagen.
Ein Freund hat mir gemailt, meine Wohnung hier sieht genauso aus wie
eine der Schweiz oder D-Land. Das ist wohl fast unbewusst genauso
gewollt. Eine andere Blase der Geborgenheit, die Schutz gibt. Letztes
Wochenende war das richtig physisch zu spüren. Der einzige kühle Raum
in der glühenden Stadt, der letzte Rückzugsraum...

Manchmal kommt mir New York sehr unmenschlich vor, wie nicht für
Menschen gemacht. Aber da spreche ich wohl eher von Kleinstädtern wie
mir. Berlin war irgendwie anders, mehr eine Ansammlung von kleinen
Städten mit ganz viel Schutzraum für alle und jeden. New York gibt Dir
irgendwie überhaupt keinen Schutz. Ich fühle mich all dem hier ganz
fürchterlich ausgeliefert ohne jede Sicherheit und nichts dem ich
wirklich vertrauen kann oder wo ich mich entspannen kann. Irgendwie
stresst das ganz ungemein und macht nicht wirklich glücklich...

Ich fühle mich verdammt einsam hier in der großen Stadt....